Unangenehme Fragen auf der Bilanzpressekonferenz

AktivistInnen von "kein mensch ist illegal" konfrontierten die Lufthansa AG bei ihrer gestrigen Pressekonferenz auf dem Frankfurter Flughafen erneut mit Fragen zur Behandlung von "Deportees"

Mit einem Transparent: "LH-588 FRA-Khartum - Wann folgt der nächste Todesflug der Lufthansa?" betrat eine Handvoll AbschiebegegnerInnen am 15.11.2000 den Ort der halbjährlich von Lufthansa durchgeführten Pressekonferenz. Nachdem die TransparentträgerInnen vom ruppig auftretenden Sicherheitsdienst aus dem Saal gedrängt waren, plazierten sie sich gut sichtbar vor dem Eingang und verteilten ihre eigene Presseerklärung an die JournalistInnen. Darin wird der Lufthansa vorgeworfen, offenbar wieder Abschiebungen von Flüchtlingen auch gegen deren Widerstand zuzulassen. Und dies genau mit dem Linienflug LH-588, auf dem 1999 der sudanesische Asylbewerber Aamir Ageeb bei einem Abschiebeversuch ums Leben kam. Beschrieben wurde dies am Beispiel eines Sudanesen, der am 3. November mit Handfesseln und BGS-Begleitung in die Maschine nach Khartum gebracht und trotz lautstarken Protests abgeschoben worden sei, ohne daß der verantwortliche Flugzeugführer eingegriffen habe.

Während draußen vor der Tür der Lufthansa-Sicherheitsdienst erfolglos versuchte, die anwachsende Schar von Polizeibeamten davon zu überzeugen, daß die AbschiebegegnerInnen mit ihrer Minidemonstration strafbare Handlungen begingen, konnten weitere Mitglieder der Gruppe das Geschehen im Saal verfolgen.

In seiner halbstündigen Bilanzrede verlor der Vorstandsvorsitzende Jürgen Weber erwartungsgemäß kein Wort zur Frage der Abschiebungen. Nachdem auch Finanzchef Kley sein Statement abgegeben hatte, durften Fragen gestellt werden. Ein Sprecher von "kein mensch ist illegal" hielt Weber vor, daß in der jetzigen Zeit, in der doch alle die Toleranz gegenüber Ausländerinnen beschwörten, auch Lufthansa hätte ein gutes Zeichen setzen können, in dem sie Schluß mache mit den Abschiebungen. Als direkte Frage folgte, wie denn der Stand der Verhandlungen mit dem Innenministerium aussehe bezüglich der Entbindung von der sogenannten Beförderungspflicht. Und ob die Tatsache, daß erneut Abschiebungen gegen den Widerstand der Betroffenen in Lufthansamaschinen durchgeführt würden, darauf schließen lasse, daß auch wieder, wie im Falle Ageeb im vergangenen Jahr, Tote riskiert würden.

Weber erwiderte zunächst, daß er sich im Umgang mit ausländischen Menschen nichts erzählen lasse, denn schließlich seien bei Lufthansa doch viele Leute aus anderen Ländern beschäftigt, es sei geradezu eine multikulturelle Personalzusammensetzung. Bezüglich der Abschiebungen bleibe es beim Gesagten: "gegen den Willen" des Betroffenen werde nicht abgeschoben.

Auf die Verhandlungen mit dem Bundesinnenministerium ging Weber nicht ein, erst auf die wiederholte Forderung nach einer Antwort auf diese konkrete Frage erwiderte er nach spürbarem Zögern, hierzu wolle er sich zur Zeit nicht äußern.

[Text der Presseerklärung v. 15.11.2000]

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