Kranich unterm Hakenkreuz

Die »Deutsche Lufthansa« beteiligte sich am Angriffskrieg der Nazis und profitierte von der Sklavenarbeit

»Adolf Hitler fliegt durch Deutschland! Die Bewegung chartert ein Sonderflugzeug der Deutschen Lufthansa. Erhard Milch, heute Staatssekretär der Luftfahrt, damals Direktor der Deutschen Lufthansa, weiß, daß es nur einer der Besten seiner Flugkapitäne sein kann, dem er das Sonderflugzeug des Führes anvertraut, zugleich aber auch ein Nationalsozialist... Hansl Baur. Er soll den Führer fliegen. Und er fliegt ihn.« (Joachim Matthias, Kameraden der Luft, 1938)

Die Stiftung der deutschen Industrie für die Entschädigung der ZwangsarbeiterInnen hat bislang bekanntlich nur wenige Mitglieder. In ihr sind vor allem die Firmen und Konzerne vertreten, die einen internationalen Imageschaden befürchten, wenn ihr Engagement in Sachen Ausbeutung von Zwangsarbeitern allzu bekannt wird. Die »Deutsche Lufthansa«, der »Diener von Volk und Staat,« so der Ehrentitel in Nazi-Deutschland, hatte allen Grund, möglichst leise und geräuschlos dem Fonds beizutreten, denn welcher international Reisende wäre begeistert, wenn er Einzelheiten über das Wirken der Lufthansa in Nazi-Deutschland erfahren würde. Denn hinter dem Einsatz der ZwangsarbeiterInnen verbirgt sich die Verstricktheit der deutschen Zivilluftfahrt in Kriegsvorbereitung und Naziherrschaft. Die Lufthansa war seit ihrer Gründung 1926 integraler Bestandteil der geheimen Rüstungsprogramme. Mit der Machtübernahme der Nazis beschleunigten sich die Anstrengungen, eine kriegsfähige Luftwaffe zu entwickeln. Hermann Göring und sein Staatssekretär im Reichsluftfahrtsministerium Erhard Milch, der ehemalige Direktor der Lufthansa, waren die zentralen Figuren bei der geheimen Aufstellung der deutschen Luftwaffe. Unter der Ägide von Milch wurden die Zivilflugzeuge der Lufthansa seit 1933 als sogenannte Behelfsbomber im Krisenfall eingeplant. Sehr früh wurde die Lufthansa zur inoffiziellen Transportlinie für Agenten und Militärpersonal. 1936 schickte die Lufthansa im Auftrag des »Führers« Flugzeuge für Francos Truppen in den Spanischen Bürgerkrieg. Sie wurden in der Lufthansa-Werkstatt Böblingen gewartet und durch Lufthansa-Piloten im Direktflug nach Sevilla überführt. 1938, zu Beginn der »Sudetenkrise«, standen Lufthansa-Flugzeuge mit SS-Mannschaften auf den Flugplätzen für den Fall bereit, dass die Besetzung des »Sudetenlandes« auf Widerstand stoßen sollte. Diese »Friedenseinsätze« wurden nach dem offiziellen Kriegsbeginn noch erheblich ausgeweitet: Besatzungen der Lufthansa beteiligten sich mit ihren Flugzeugen an Militäroperationen und geheimen Kommandounternehmungen. So wundert es nicht, dass die »Lufthanseaten nach dem verlorenen Krieg wie SS-Leute behandelt wurden.« (Rudolf Braunburg: Die Geschichte der Lufthansa)

Ab Kriegsbeginn arbeiteten die Werkstätten der Lufthansa ausschließlich für die Luftwaffe. In diesen kriegswichtigen Betrieben wurden sehr schnell auch die ersten Kriegsgefangenen und zivilen »Fremdarbeiter« zur Arbeit gezwungen. Verbürgt ist der Einsatz von ZwangsarbeiterInnen in München. Dort mussten 248 Kriegsgefangene arbeiten. In Lübeck unterhielt das Luftwaffenzeugamt zusammen mit der Lufthansa drei Lager für zivile »FremdarbeiterInnen« mit 480 Personen. In Echterdingen bei Stuttgart waren 247 holländische Zwangsarbeiter am Flughafen zur Wartung der Flugzeuge eingesetzt. 1942 wurden noch einmal zusätzlich 477 RussInnen - unter ihnen auch 41 Kinder - in das Lager der Lufthansa am Flughafen Echterdingen verschleppt. Die Verantwortlichen der Lufthansa für die Zwangsarbeit wurden nach dem Krieg nicht belangt. Nur der schon genannte Erhard Milch wurde im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess wegen zahlreicher Kriegsverbrechen zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt, aber schon 1954 wieder begnadigt. Die ZwangsarbeiterInnen aus den Lagern der Lufthansa warten hingegen seit 55 Jahren auf Entschädigung.

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