deportation.class - pressemitteilung vom 15.November 2000

   

LH-588 Frankfurt -Khartum: Wann folgt der nächste Todesflug in der Lufthansa Deportation Class?

Lufthansa belügt die Öffentlichkeit! Auf der Aktionärsversammlung im Juni diesen Jahres in Berlin hatte Vorstandsvorsitzender Jürgen Weber höchstpersönlich behauptet, Abzuschiebende würden nicht mehr gegen ihren Widerstand mit LH-Maschinen transportiert. Noch Ende August betonte die LH-Pressesprecherin Monika Göbel, "wenn der Abzuschiebende sich wehrt oder so etwas ankündigt", verweigere Lufthansa die Mitnahme. Wie sich nun erneut herausstellt, entspricht dies nicht den Tatsachen. Am Freitag, dem 3.11.2000, wurde der sudanesische Flüchtling Yagoop Adam Abdel Shafee mit dem Lufthansaflug LH-588 abgeschoben. Nach Informationen von Alaeldin Agha, dem Vorsitzenden der sudanesischen Menschenrechtsorganisation (SMRO), der noch unmittelbar vor dem Abflug mit Yagoop Shafee telefonierte, wurde dieser gefesselt und in Begleitung von zwei Bundesgrenzschützern zum Flugzeug gebracht. Auch im Flugzeug hatte Herr Shafee lautstark und eindeutig gegen seine Abschiebung protestiert.

LH-588 - unter derselben Flugnummer war im Mai vergangenen Jahres Aamir Ageeb bei seiner Abschiebung in den Sudan getötet worden. Er war ebenfalls gefesselt, ihm war ein Motorradhelm auf den Kopf gesetzt worden und drei BGS-Beamte drückten ihn beim Start des Flugzeugs auf den Boden, bis er erstickte. Vor dem Hintergrund dieses Vorfalls und unter dem Eindruck einer von der Initiative "kein mensch ist illegal" gestarteten Kampagne gegen die "Deportation Class" hatte Lufthansa im April erstmals bekanntgegeben, sogenannte Deportees nicht mehr zu transportieren, wenn diese sich wehren.

Zudem kommen mittlerweile immer mehr Rechtswissenschaftler zum Schluß, daß der Pilot und damit auch die Fluggesellschaft für die Folgen von Zwangsanwendungen bei Abschiebungen voll verantwortlich sind. Jürgen Weber hatte im Juni auf der Aktionärsversammlung gar behauptet, er würde mit dem Bundesinnenministerium darüber verhandeln, wie Lufthansa gänzlich aus den Zwangstransporten aussteigen könne. Umso skandalöser erscheint nun die Tatsache, daß Lufthansa sich erneut zum willfährigen Helfer von Abschiebungen macht, die gegen den Widerstand der Betroffenen und unter Anwendung aller Gewaltmittel durchgesetzt werden. Lufthansa nimmt augenscheinlich in Kauf, daß erneut Menschen in Lufthansamaschinen zu Tode gebracht werden. Die Initiative "kein mensch ist illegal" protestiert in aller Schärfe gegen die brutale Abschiebepraxis und kündigt an, die Kampagne gegen die "Deportation Class" zu verschärfen. Weitere Informationen zur Abschiebung von Herrn Shafee über Herrn Agha von der Sudanesischen Menschenrechtsorganisation(SMRO) in Frankfurt, Tel.: 0171/223741