Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter fordern: DeportationClass Stopp!

Wir Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter protestieren hier anlässlich des Todestages von Aamir Mohamed Ageeb gegen Abschiebungen durch die Lufthansa. Am 28. Mai 1999 starb der sudanesische Flüchtling an Bord der Lufthansamaschine LH-558 nach Kairo. Er sollte, durch drei Beamte des Bundesgrenzschutzes begleitet, in den Sudan abgeschoben werden. Die Beamten hatten den 30-Jährigen gefesselt, ihm einen Motorradhelm aufgesetzt und ihn so lange auf den Sitz gedrückt, bis er erstickte.

Der Tod des jungen Afrikaners hat uns Flugbegleiter tief erschüttert, schließlich war er nicht das erste Opfer der unmenschlichen Abschiebepraxis in einem Flugzeug der Lufthansa. Bereits 1994 starb der Nigerianer Kola Bankole mit einem Strumpfknebel im Mund noch vor dem Abflug vom Rhein-Main-Flughafen ebenfalls an Bord einer Lufthansamaschine, ohne dass dieser schreckliche Todesfall Konsequenzen hatte. Die Behörden sowie die Lufthansa gingen nach dem Erstickungstod von Aamir Mohamed Ageeb im vergangenen Jahr genauso schnell wieder zur Tagesordnung über, wie nach dem Tod von Kola Bankole. Die Ermittlungsverfahren gegen die Beamten des Bundesgrenzschutzes, die für den Tod der abgelehnten Asylbewerber verantwortlich waren und gegen den Arzt, der dem herzkranken Bankole eine Beruhigungsspritze verabreicht hatte, verliefen im Sande.

Beamte des BGS haben nach Schließen der Flugzeugtüren keine polizeilichen Befugnisse und sind normale Passagiere. Die Bordgewalt obliegt dem Flugkapitän. Er ist für die Sicherheit der Passagiere verantwortlich und entscheidet, ob er startet. Er wird zur Rechenschaft gezogen, wenn ein Fluggast verletzt wird oder zu Tode kommt. Grund genug, den Transport von Passagieren, die nicht freiwillig mitfliegen, abzulehnen. Nach dem Tokioter Abkommen von 1964 können auch andere Besatzungsmitglieder - also auch wir Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter - ebenso wie jeder Fluggast in Ausnahmefällen geeignete Maßnahmen ergreifen, um strafbare Handlungen zu unterbinden, wenn der Flugkapitän sie nicht ermächtigt hat. Flugpersonal und Passagiere, die Vorfälle beobachten, bei denen Gefahr für das Leben oder die körperliche Unversehrtheit eines Passagiers besteht, sind also in der Pflicht.

Deshalb stehen wir heute hier, um auf die unmenschliche Abschiebepraxis im Luftverkehr aufmerksam zu machen. Seit die Lufthansa öffentlich in die Kritik gerät, behaupten Sprecher des Konzerns, die Airline lehne Abschiebungen gegen den Widerstand der Betroffenen grundsätzlich ab und befördere sie seit Juni 1999 nicht mehr. Die Realität sieht leider anders aus, denn bis heute gibt es keine entsprechende Dienstanweisung der Lufthansa. So wurden Flugbegleiter in den vergangenen Monaten wiederholt Zeugen gewaltsamer Abschiebungen, z.B. auf Lufthansaflügen von Paris nach Berlin und von München nach Sarajewo.

Wir rufen auch das Flugpersonal anderer Gesellschaften zur Zivilcourage und zum Handeln gegen Abschiebungen auf. Auch Passagiere können eingreifen. Fordern Sie die Piloten zum Abbruch des Fluges auf, wenn sie Zeuge von Abschiebungen werden. Von der Konzernleitung der Lufthansa erwarten wir, dass sie diesen Geschäftsbereich endgültig aufgibt.

So können Sie Kontakt mit uns aufnehmen: Flugbegeleiter gegen Abschiebungen treffen sich jeden 1. Donnerstag im Monat ab 20 Uhr im “Ottos“ in Köln-Ehrenfeld.

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